Bleibt beweglich!



Bleibt beweglich!
Photo by Ahmad Odeh on Unsplash



Ein Plädoyer für mehr Versatilität im Kopf – und im Miteinander

 

Es heißt: Je älter Menschen werden, desto engstirniger und unflexibler ihre Ansichten. So weit das Klischee. Doch stimmt es überhaupt? Und: Kann man dem entgegenwirken, das Problem vielleicht sogar umdrehen? Idealerweise müsste mensch* doch mit zunehmendem Erfahrungsschatz verständiger, mental beweglicher und diplomatischer werden – am besten, ohne die eigenen Ideale aufzugeben. Weich, wendig, lösungsfähig und gleichzeitig stark wie Wasser. Ein Widerspruch? Eigentlich nicht. Aber eine Aufgabe. Eine Lebensübung für den ewigen inneren Frühling.

 

Wer – sagen wir mal – über 30 ist, wird diese Denke vielleicht kennen: Früher, als wir frisch aus der Schule kamen, da war irgendwie alles … groß, aufregend und … ja, auch besser, nicht wahr? Die Musik. Die Politik. Das Miteinander. Die ganze Gesellschaft mit ihren Werten: mehr Zusammenhalt, weniger Gewalt. Größere Ideale, kleinere Egos. Richtig? 

Nö. Alles Quatsch. Und zwar durchweg. Fühlt sich bloß an, als hätten wir früher mehr auf dem Schirm gehabt, weil unser Gehirn im Rückblick so ziemlich alles idealisiert. Schönes wird betont und Unangenehmes verdrängt oder vergessen. Denn Erinnerungen verändern sich bei jedem Abruf; sie werden runder und rosiger. Die Vergangenheit bekommt immer Recht – und mensch* selbst mit ihr. Zumindest subjektiv. In Wirklichkeit allerdings irren wir da ganz gewaltig. 

 

 

Das einzige, was früher besser war, ist deine Erinnerung

 

Wenn frau* die Entwicklung der Menschheit objektiv betrachtet, sind nämlich die wenigsten Dinge mit der Zeit schlechter geworden. Im Gegenteil: In fast allem stehen wir heute besser da als früher. Kurz ein paar Beispiele dazu. 

  • Lebenserwartung: steigt konstant. 
  • Armut: hat sich in den letzten 20 Jahren halbiert. 
  • Artenschutz: wurde seit 1950 dramatisch ausgeweitet. 
  • Wissenschaftliche Erkenntnis: exponentiell gewachsen. 
  • Gleichberechtigung, Rassismus-Reflexion, nachhaltige Ansätze … alles deutlich besser als noch vor zehn, zwanzig, dreißig, vierzig, fünfzig, hundert Jahren. 

Wir leben in vergleichsweise goldenen Zeiten, wenn auch in einer Welt von nie da gewesener Komplexität. Und in solchen verzwickten Zusammenhängen macht man* es sich natürlich gern in seinen Erinnerungen und Vorlieben bequem. Sehr verständlich. Hilft auch extrem, um sich wohlzufühlen und positiv zu bleiben. Aber es bringt eben auch gewisse Probleme mit sich.

 

Photo by Ahmad Odeh on Unsplash

 

Wenn die Vergangenheit zur Gewohnheit wird

 

Dieser verklärende Blick zurück in die eigene Vergangenheit und auf die Richtigkeit der eigenen Lebenswelt – das führt zwangsläufig zum sozialen Einrosten, zur gesellschaftlich-politischen Eindimensionalität; und zwar egal, wie aufgeklärt und woke man selbst sein mag. Leider. Krasse These, oder? Ich versuche mal, sie zu erläutern. Es ist nämlich etwas völlig Menschliches:

Wir streben alle nach einer Welt, in der wir uns wohlfühlen – physisch, psychisch, kulturell, politisch und sozial. Einer Welt also, die sich bestenfalls nach dem Wohnzimmer anfühlt, das sich jede*r von uns in seinem/ihrem Kopf eingerichtet hat.

  • Heißt erstens: Die meisten von uns versuchen, ihr aktuelles Leben so zu gestalten, dass seine Umstände den eigenen Erfahrungen entsprechen. Man* weiß dann einfach, wie frau* mit den Dingen umzugehen hat.
  • Zweitens: Wir umgeben uns gern mit Menschen, die uns ähnlich sind. Auch das macht Sinn, weil jede*r nach Zugehörigkeit strebt und dieser Zustand in homogenen Gruppen sehr viel leichter erreichbar ist. 

 

Reality Check – der Stresstest für deine Comfort Zone

 

Kurz gesagt: Wir sind Gewohnheitstiere. Das reduziert Komplexität und vereinfacht die Herausforderungen des eigenen Lebens. Je kürzer die Sicht, desto simpler die Streckenplanung. Aber einfacher ist nicht immer besser – vor allem, wenn man sich mal von der individuellen Ebene löst, um sein eigenes Denken und Handeln von oben, im Kontext des gesamtgesellschaftlichen Systems zu betrachten. 

Das ist wichtig. Denn eine heterogene Gemeinschaft wie etwa Berlin, Deutschland, Europa oder gar die ganze Welt funktioniert nur auf Basis des Miteinanders, nicht auf Basis der persönlichen Korrektheit und Lebensoptimierung. Ein Miteinander mit krassen Gegensätzen ist das. Fast immer. Nichts schwieriger, als darin zurechtzukommen. Und doch gehört genau dieses Sich-bewegen in komplexen, divergierenden Zusammenhängen zu den Fähigkeiten, welche die jetzt heranwachsenden Generationen als 21. Century Skills beherrschen sollten. Die Jüngeren müssen es können. Warum dann nicht auch die Älteren?

 

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Gemütliche Glaubenssätze – und ihr Echo

Wenn man seine eigene Lebenswelt mit der Weltrealität abgleicht – die persönliche Geschichte und seinen/ihren aktuellen Freundeskreis mit der gesamten Gesellschaft –, dann tauchen zwangsläufig Differenzen auf. Die Anderen sind meist nicht wie die Vertrauten. Doch wie verhalte ich mich jetzt dazu? 

Um sich und seine Auffassung nicht zu negieren, neigt mensch* dann erst einmal zu Schlüssen wie: „Die haben keine Werte mehr und interessieren sich nur noch für Memes!“ oder umgedreht „Die sind doch im 20. Jahrhundert stecken geblieben und checken gar nichts mehr!“ Daraus ergeben sich dann Glaubenssätze wie diese: „Das muss ich mir nicht mehr geben“, oder „Mit solchen Asis rede ich nicht!“

So verstärken sich Einstellungen von selbst, die erst zu Gräben und später zu Mauern werden. Natürlich stellen vernünftige Menschen keine Selbstschussanlagen vor ihre Mauern. Aber eine Mauer ist eine Mauer ist eine Mauer ist eine … deine Aussage auf dich selbst zurückwerfende Wand – eine Echokammer. 

 

 

Aussagen, die sich von selbst bewegen, um dich still zu halten

Soziale Echokammern sind kein Phänomen der Postmoderne. Wir Menschen haben uns schon immer gern mit dem umgeben, was uns in den Kram passt – im privaten Umfeld. Aber in der physischen Welt ist es kaum möglich, anderen Menschen/Meinungen/Realitäten vollkommen aus dem Weg zu gehen (es sei denn, man hat sehr, sehr viel Geld, um alles Unangenehme von sich fernzuhalten). 

Im digitalen Universum gestaltet sich das anders: Da kannst du zwar potenziell alles sehen, was du willst: die komplette, wahnsinnige Vielfalt. Aber du kannst auch nur zu sehen bekommen, was ganz viel mit dir zu tun hat – je nachdem, wo mensch* sich aufhält. Der Mauerbau ist nur einen Klick weit entfernt. Mitunter wachsen Mauern sogar, ohne dass ich etwas dafür tun muss, weil die Personalisierungs-Algorithmen auf Einkesselung, auf Perpetuierung der eigenen Interessen und Meinungen programmiert sind. Sie reflektieren unser soziales Programm, wandeln alle Variablen in Konstanten um und fesseln unsere Aufmerksamkeit im Feuerwerk der Affirmation. 

 

 

Das Paradoxon der Jugend – und des Alterns

Die Freiheit des Internets wird zum Gegenteil ihrer eigenen Chance: Wo wir potenziell auf das Wissen der ganzen Menschheit zugreifen können, um zu wachsen, uns zu öffnen, geistig reifer und weltbildlich jünger zu werden – da altern wir innerlich mit jedem Post, der uns gefällt. Moment mal … sind junge Menschen denn nun überhaupt offener als alte?

Nicht unbedingt. Das Meinungsbild von Leuten um die 20 ist zwar einer viel stärkeren Volatilität unterlegen als das von, sagen wir 60-jährigen. Doch es wird in der Regel auch deutlich lauter und vehementer vertreten. Ehrlich, nie glaubte ich, mehr Recht zu haben als mit 20. Auf der anderen Seite: Nie war ich bereiter, Neues auszuprobieren und Risiken einzugehen als damals. Selbstüberwindung und Selbstüberschätzung gehen Hand in Hand.

Im Verlauf seines Lebens hat man* nun potenziell die Chance, verschiedenste Dinge/Menschen/Möglichkeiten/Sichtweisen kennenzulernen. Das Paradoxe ist nur: Je mehr Erfahrungen frau* sammelt, desto mehr Facetten der Welt lernt sie* kennen; desto offener müsste sie oder er* eigentlich werden. Wieso sitzen 80-jährige dann oft verbittert vor dem Fernseher, anstatt in Cafés zu diskutieren, Menschen zusammenzubringen, Diplomatie vor der Haustür zu leisten? Na ja, eigentlich nur, weil sie bequem geworden sind.

 

Basislager für mentale Diplomat*innen: kognitive Flexibilität

Jede*r hat seine Fähigkeit, Vielfalt zu verstehen, also selbst in der Hand. Und ich spreche hier nicht nur von der Vielfalt, die uns gefällt, stimuliert, glücklich macht; sondern auch von den Spielarten, die wir vielleicht nicht ganz so sympathisch finden. Der Umgang mit dem Anstrengenden trainiert die eigene Beweglichkeit. Und das Springen zwischen verschiedenen Realitäten im Kopf erhöht den Radius der eigenen Möglichkeiten erheblich. 

Das funktioniert auch auf rein individueller Ebene. Zunächst kann mensch* seine persönlichen Problemlösungs-Fähigkeiten steigern, indem er oder sie sich in kognitiver Flexibilität übt. Kognitive Flexibilität – das ist die Fähigkeit des Gehirns, sich an neue, unbekannte, dynamische Umstände und Ereignisse anzupassen. 

Es geht darum, gelernte Muster (die einem in der Regel sehr gut helfen) mal komplett zu missachten und neue zu entwickeln. Improvisation mit sich selbst. Auf sozialer Ebene dann – ist der Perspektivwechsel das beste Trainingslager für ein erweitertes Miteinander. Wie sieht es in einer ganz anderen Person aus? Was denkt und fühlt so ein Mensch, der ich ganz und gar nicht ist wie ich? Schwierig – und extrem erhellend. 

 

Photo by Ahmad Odeh on Unsplash

 

Fehler sind Lösungen – und Ideale Richtungen; keine Regeln

Um beweglich zu werden, sind nicht nur andere Standpunkte betrachtenswert, erstrebenswert ist auch das wohlwollende Anerkennen der eigenen Fehltritte. Dafür haben wir in Deutschland leider ziemlich schlechte Voraussetzungen. Denn unsere Fehlerkultur ist nicht gerade ausgeprägt. Aber davon kann mensch* sich ja emanzipieren. Denn jeder Fehler ist gut, ist eine Chance zum Lernen; eine Chance, sich selbst weiter zu entwickeln oder zu negieren und jemand anders zu werden – wenn auch nur ein kleines Bisschen. 

Fehler zu sehen und auf den Olymp zu heben – dafür braucht es Mut. Deutschland ist Angst und Regelwahn. Klar, Regeln gibt es nicht ohne Grund: Sie sind ungemein praktisch, ersparen uns ständiges Denken und Diskutieren. Um aber neue Funktionen zu entwickeln, braucht es ihr Gegenteil: Wendigkeit. Deshalb ist jeder gut beraten, seine/ihre Prinzipien eher als Maximen denn als Dogmen zu interpretieren; bereit zu sein, ein Stück weit von den Idealen abzuweichen. 

Denn nur, wer sich in Pragmatismus übt (ohne seine Basis zu verraten), kann am Ende mitgestalten, was passiert. So – und nur so – funktioniert Demokratie: als Realpolitik. Denn Handeln ist immer eine gemeinsame Sache – und damit zu verhandeln.

 

Photo by Ahmad Odeh on Unsplash

Die Störung des eigenen Systems … suchen und begrüßen!

Ohne Pragmatismus und eine gute Fehlerkultur kommt kein Mensch durch die Eingangstür zur mentalen und sozialen Beweglichkeit. Dahinter aber steht ihm/ihr dann eine ganze Klaviatur von Möglichkeiten zur Verfügung, um offener, weitsichtiger, umsichtiger, realistischer, konstruktiver und diplomatischer zu werden.

Die grundlegende Technik dabei: Suche das Unbekannte! Rede mit Leuten außerhalb deiner Peer-Group, am besten mit denen, die dich am wenigsten interessieren. Und lerne, dich in deren Welten zu bewegen. Social Surfing nenne ich das. 

Als älterer Mensch kann man zum Beispiel Vice lesen oder bei TikTok mitspielen, als Jüngere mag ein Blick ins lineare Angebot von ARD oder MDR helfen, vielleicht auch der Besuch einer Mottoparty. Intellektuelle Berliner*innen dürfen sich ruhig mal mit Brandenburger Bäuer*innen unterhalten oder Letztere in die Stadt kommen, um dort einen veganen Kochkurs zu machen. Ich zum Beispiel hasse Fasching und sollte (wenn es wieder geht) dringend mal ins Rheinland fahren. Andere Variante, besonders für Freund*innen des Vabali: 24 Stunden im Tropical Islands verbringen – und umgekehrt natürlich auch. 

Tut es schon ein bisschen weh? Prima. Dann zur nächsten Stufe: Der Suche nach Gemeinsamkeiten mit den uns so fremden Lebenswelten. Dürfte gehen, wenn wir uns Mühe geben: Alle müssen atmen, wer mag denn keine frische Luft? Reden wir über frische Luft und den Wald!

Sollten die Schmerzen dabei allerdings unerträglich werden, ist Vorsicht geboten. Nicht einmal der/die durchgeknallteste Gewichtheber*in wird versuchen, das Zehnfache seiner/ihrer eigenen Masse zu heben. Sonst zerbricht man*/frau* daran, verrät sich selbst und geht verzweifelt unter – in der Beliebigkeit oder im totalen Frust. 

 

Photo by Antenna on Unsplash

Die Kunst, dem Reflex der eigenen Einstellung zu widerstehen

Doch auch die mittelschwere Ambivalenztoleranz will gelernt sein. Denn wenn uns Erlebnisse der dritten Art und insbesondere Gespräche mit Andersdenkenden vor den Kopf stoßen, wird ganz schnell das selbstaffirmative Reflexsystem aktiviert. Man* versucht sofort, dem Gegenüber klarzumachen, wie falsch dessen* Einstellung ist (im Gegensatz zur eigenen), empört sich vielleicht auch darüber. Das kann schnell eskalieren – manchmal berechtigterweise, manchmal eher aus dem Ungeschickt-sein heraus. 

Um hier die Hoheit über das eigene Reiz-Reaktions-System – und letztlich auch über das der anderen (!) – zu behalten, hilft ein Leitsatz aus dem Reich der Achtsamkeit: erst einmal zuhören und nicht bewerten; seine Emotionen zurücknehmen, Zeit verstreichen lassen, alles aus der Vogelperspektive betrachten und dann taktisch klug reagieren. Der Neurologe und Psychiater Viktor Frankl hat das so ausgedrückt: „Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“ Word!

 

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Ein Selbstversuch ohne Selbstaufgabe

Zum Schluss ein Selbstversuch, um das Behauptete zu testen. Denn natürlich möchte ich mit diesem Beitrag keine Behauptungen über Techniken aufstellen, die ich nicht selbst ausprobiert habe. Und die Corona-Pandemie ist ein hervorragendes Medium, um divergierende Ansichten freizulegen und Emotionen zu provozieren. 

Also habe ich mich mal mit Menschen unterhalten, die so gar nicht denken wie ich: einem Impfpflicht-Gegner und einem Impfkritiker. Oha, harte Nummer … aber wohlweislich beides keine Extremisten: ersterer eher konservativ, zweiterer eher Hippie. Gleichwohl war es keineswegs so einfach, die Sache nicht eskalieren zu lassen, sich in Empathie zu üben. Ehrlich, ich fand’s verdammt anstrengend. Und langwierig. Kein Spaß. Eher wie eine sehr lange, sich über Tage hinziehende Bergwanderung. Danach tut einem alles weh.

Doch ja, ich habe das eine oder andere in den Blick bekommen, was für mich vorher unsichtbar war. Das hat gut getan. Allerdings habe ich meine Meinung auch nicht geändert: Für Zweifel an der Impfpflicht kann ich zwar Verständnis aufbringen, würde diese Position aber nie selbst einnehmen; für eine wie auch immer geartete Impfskepsis – insbesondere bei der noch immer viel zu niedrigen Grundimmunisierungsquote in Deutschland – habe ich persönlich überhaupt kein Verständnis. Mein Standpunkt (Deiner kann anders sein). Und den kann ich vertreten, ohne Leute, die das anders sehen, vor den Kopf zu stoßen. Man* kann damit sogar Erfolg haben: Person Eins ist ohnehin geimpft, Person Zwei wird sich noch impfen lassen.

Und am wichtigsten: Wir hegen keinen Gram zueinander, haben uns ausgetauscht, Verständnis entwickelt. Bingo. Ich selbst habe dabei gelernt, nicht so schnell zu urteilen, aber außerdem auch, dass ich Leuten, die ihre Nase aus der Maske hängen lassen nicht eher verzeihen sollte als solchen, die sich der Impfkampagne verweigern. Beides nicht so toll – auf einer Ebene (nämlich relativ unsozial).

 

Photo by Ahmad Odeh on Unsplash

 

Auch Ambivalenztoleranz hat Grenzen – und zwar harte

Allerdings gibt es gesellschaftliche Randgebiete, die man weder betreten noch überhaupt anerkennen sollte. So habe ich nämlich auch irgendwann einmal versucht, mit einer AFD-Person zu sprechen, mit so einem rechtsradikalen, die DDR romantisierenden Pegida-Idioten. Es hätte auch eine Querdenkerin sein können. Und – Details erspare ich euch – das hat außer Frust mal gar nichts gebracht. Mein Schluss: Mit Menschen, die sich von den Grundwerten unserer Verfassung und den moralischen Maximen der Menschenrechte verabschiedet haben, kann mensch* nicht ansatzweise verständnisvoll reden. Frau* sollte es nicht einmal versuchen. Und: Da habe ich also einen Fehler gemacht. Das Learning: Hier schadet mehr klare Kante keinesfalls, notfalls auch Beleidigung. Denn für solche Leute gibt es nur eine Botschaft: dass sie nicht zum moralisch vertretbaren Meinungsspektrum gehören.

Anders ausdrücken: So wie die demokratischen Parteien von links bis rechts im Bundestag miteinander reden, ja sogar Koalitionen knüpfen, die früher kaum denkbar gewesen wären; so sollten wir im gesellschaftlichen Alltag auch versuchen, Brücken zu schlagen, die zwischenzeitlich eingebrochen seien mögen. Das ist wichtig – und eine große Aufgabe. Andererseits – um bei der Parlaments-Metapher zu bleiben – ist es hoch problematisch, dass Nazis im Bundestag sitzen. Und das tun sie leider. Und es wird einen weder sympathischer noch beweglicher machen, ihre absurden Einstellungen auch nur ansatzweise zu tolerieren. Mit denen muss *mensch und sollte mensch* nicht reden. Ende der Erkenntnis – und der Diskussion.

 

Photo by Ahmad Odeh on Unsplash

Es lebe der Sport!

Mentale und soziale Beweglichkeit ist eine wichtige Basis für konstruktives Handeln in pluralistischen, entwicklungspositiven Gesellschaften. Ein äußerst erstrebenswertes Training. Frau* sollte eben nur aufpassen, dass man* seine Parkours-Übungen nicht auf allzu gefährlichem Terrain macht. 

Es wird langsam Frühling. Der Corona-Bauch muss weg. Auch im Kopf. Zeit, etwas für die eigene Fitness zu tun, soziale Kompetenzen zu reaktivieren, die Muskeln des Miteinanders zu trainieren. Werden wir wieder beweglich – und bleiben es hoffentlich!

 




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