„Rheinsberger Wasser in Stuttgart oder München wäre doch Wahnsinn“



„Rheinsberger Wasser in Stuttgart oder München wäre doch Wahnsinn“



Warum die meisten Mineralwasser-Brunnen Deutschlands ihre Lieferwege überdenken sollten und was ein Unternehmen erst wirklich klimapositiv macht, erklärt Frank Stieldorf, Geschäftsführer der Rheinsberger Preussenquelle.

 

Warum eigentlich Mineralwasser, wenn unser Leitungswasser doch so rein ist?

Wir alle sind auf möglichst sauberes Leitungswasser angewiesen. Und die jeweiligen Stadtwerke machen da einen guten Job. Die Wasserqualität in Deutschland ist noch immer okay, auch wenn es schwerer und schwerer wird, Trinkwasser anzubieten, das nicht zu viele Rückstände von Medikamenten, Pestiziden oder anderen Schadstoffen aufweist.
Viele Menschen wollen aber ein anderes Wasser trinken, als sie zum Waschen, Kochen oder Putzen verwenden. Die Gründe sind vielfältig. Oft geht es um Geschmack, Reinheit, Unbedenklichkeit oder eben Natürlichkeit. Denn das Wasser aus der Leitung ist – vor allem in Großstädten – ein hochverarbeitetes Produkt, welches mit natürlichem Wasser nicht viel mehr gemein hat als die Formel H2O.

 

Ja, aber was ist mit den zusätzlichen Aufwänden, wie Abfüllung, Verpackung und Transport?

Betrachtet man den gesamten Markt, schneidet Mineralwasser hier generell nicht gut ab. Vor allem beim Transport. Es fällt mir ehrlich gesagt schwer, Argumente zu finden, den Kauf eines Wassers aus Bayern oder Südtirol in Berlin und Umgebung zu rechtfertigen. Das ist genau der Grund, warum wir von der Preussenquelle anders denken und handeln.

 

Inwiefern?

Es gibt circa 200 Mineralbrunnen in Deutschland. Genug, um in jeder Region ausreichend Wasser in verschiedenen Ausprägungen anzubieten. Warum sollen wir aus Rheinsberg unser Wasser nach Stuttgart oder München liefern? Will man nachhaltig handeln und CO2 einsparen, wäre das doch totaler Wahnsinn. Trotzdem ist das gängige Praxis. Oft wird dann auch noch damit geworben, dass Plastikflaschen weniger Transport-Emissionen verursachen. So streift man sich ein schickes grünes Mäntelchen über. Dabei ist das alles überhaupt nicht notwendig oder gar sinnvoll. Oder anders gesagt: Wir können uns das nicht mehr leisten.
Wir sind als komplettes Unternehmen klimapositiv: ausschließlich mit Glas-Pfandflaschen und einer festen Lieferregion in einem Umkreis von maximal 300 Kilometern.

 

Klimapositiv bedeutet eine Überkompensation der eigenen Emissionen. Jedoch ist CO2-Ausgleich nicht gleich CO2-Ausgleich. Wie wird die Preussenquelle konkret klimapositiv?

Die Begriffe „klimapositiv“ oder „klimaneutral“ sind bisher noch keine gesetztlichen Standards, daher gehen Unternehmen damit höchst unterschiedlich und teil auch kreativ um. Wir haben uns dem Thema verantwortungsvoll zugewendet.
Klimapositiv heißt bei uns eben nicht nur eine Überkompensation der eigenen CO2-Ausstöße. Dann könnten wir unsere Hände in den Schoß legen, wenn der Lkw unser Unternehmensgelände verlässt. Nein, unser Klimapositiv bedeutet, dass alle Emissionen, die direkt bei der Preussenquelle in Rheinsberg entstehen, einfließen, plus alle anderen, die das gesamte Produktleben unseres Mineralwassers umfassen. Vom Transport zum Handel, über den Weg nach Hause zu den Kundinnen und Kunden bis hin zur Rückkehr des Leerguts zu uns.
Natürlich haben wir in Rheinsberg alles dafür getan, um die Emissionen so gering wie möglich zu halten, beispielsweise durch Öko-Gas und -Strom. Aber auch der jeweilige Ausgleich ist wichtig. Denn wir verlassen uns nicht auf billige Zertifikate aus Übersee. Wir arbeiten mit ostdeutschen Biolandwirten zusammen, die durch zusätzlichen Humusaufbau CO2 dauerhaft im Boden speichern.
Dabei soll es aber nicht bleiben. Wir arbeiten daran, künftig noch regionaler zu agieren und die Emissionen dort zu überkompensieren, wo sie entstehen.

 

Auch in Berlin und Brandenburg sinken die Grundwasserspiegel. Fehlt das Wasser in den Flaschen der Preussenquelle nicht dann auch irgendwo anders?

Nein, denn unsere Ressource liegt tief – circa 180 Meter – und ist quasi ein eiszeitliches Reservoir, das viele tausend Jahre alt ist. Wir entnehmen der Quelle nur so viel, wie auch auf natürlichem Wege nachfließt. Bei dem Nachfluss reden wir nicht von Regen, der vor ein paar Monaten oder Jahren gefallen ist, sondern von deutlich längeren Zeiträumen. Die Wasserknappheit in Brandenburg und Umgebung ist in höheren Schichten angesiedelt.

 

Was empfehlen Sie Menschen, die nachhaltig ihren Durst löschen möchten?

Wer Mineralwasser trinkt, sollte sich ein regionales suchen. Damit ist bereits viel erreicht. Grundsätzlich empfehle ich bei Wasser jene drei Eigenschaften, die ich auch bei Lebensmitteln für elementar halte: regional, bio und möglichst klimaneutral. Oder wie bei uns: klimapositiv.




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