Da ist der Wurm drin



Da ist der Wurm drin



Das Kollektiv für angepasste Technik – kurz KanTe – möchte städtisch aufwachsenden Kindern Raum geben, um die Kreisläufe unserer Natur zu verstehen und anfassen zu können. Dazu konnten sich 2019 vier Kreuzberger Grundschul-Klassen an jeweils drei Terminen mit Boden und Kompost als wertvolle Ressource haptisch und praktisch auseinandersetzen. Denn: Schulen haben oft keine eigenen Gärten und für Kinder gibt es in urbanen Zentren kaum Möglichkeiten, die Natur zu beobachten und ihr nahe zu kommen.

Wer findet Regenwurm, Spinne oder Assel?

Vom Stöckchen übers Steinchen, von der Assel bis zum Würmchen, vom Bakterium bis zum Universum: die Kids kamen während der Projekttage den großen Zusammenhängen zwischen Ressource und Abfall, Boden und menschlicher Existenz oder unserer Lebensweise und den großen Umweltproblemen auf die Spur. Damit das Projekt niedrigschwellig stattfinden konnte, waren die Kurse für die teilnehmenden Klassen kostenlos. Dies wurde durch eine Förderung der König Baudouin Stiftung ermöglicht. Der Prinzessinnengarten in Berlin-Kreuzberg konnte genutzt werden, da das Projekt in Zusammenarbeit mit Common Grounds e.V. stattfand.

Aus dem Projekttagebuch:

Erster Termin: Alles geht zuhause los, dort, wo wir unseren Hausmüll produzieren. Gemeinsam mit den Kindern gingen wir folgenden Fragen nach: welche Abfälle produzieren wir und wie sollten wir sie trennen? Und was hat es mit diesem ganz besonderen Müll aus Apfelgriebschen, verschimmeltem Brot und Kaffeesatz auf sich?
Letztere Frage beantworteten wir dann vor allem mit den Händen im Boden und im Komposthaufen. Wie aus unserem Bioabfall wertvoller Kompost wird, konnten die Kinder selbst auf einem Komposthaufen beobachten. Sie schauten sich Kleintiere wie Asseln an, sammelten Regenwürmer und freuten sich an Spinnen. In Teams sollten sie Tiere suchen, die zum Beispiel „mehrere Beine“ haben, Tiere die „schleimig sind“ oder das „kleinste Tier“ auffinden. Anschließend diskutierten wir die Funde. Schließlich stellten wir fest, dass das aber nur der erste Teil des Kreislaufs ist – wie geht es wohl weiter?

Auch mit Erde lässt sich malen.

Beim zweiten Termin lernten die Kinder Kompost als Teil wertvollen Bodens kennen. Seine Nährstoffe brauchen Pflanzen zum Wachsen. Er speichert das Wasser, um den Pflanzen das „Trinken“ und den Transport von Nährstoffen zu ermöglichen. Schließlich ist er durch seine Porosität auch noch dafür verantwortlich, dass Luft zu den Wurzeln kommt – also die Pflanzen auch atmen können. Der Boden ist ein wahres Wunderwerk. Um das selbst erfahren zu können, säte jedes Kind Bohnen und Radieschen in einem recycelten Tetrapack aus und sah ihnen in der folgenden Zeit beim Wachsen zu. So konnten die Kinder selbst erfahren, was eine Pflanze zum Wachsen braucht und selbst feststellen, wie wertvoll und nährend der Boden für die Pflanze und letztlich auch für uns selbst ist. Der Kreislauf ist geschlossen.

Am letzten Termin wurden die eigenen Ideen und die Kreativität der Kinder gelockt. Diese Herangehensweise an das Thema ermöglicht es, dieses auch ganz persönlich zu verankern. Die Kinder schrieben Bodengedichte und malten mit Erde. In den Gedichten oder beim Malen mit Erde, verarbeiteten sie auch Themen wie Ekel vor Schimmel, Kleintieren oder menschlichen Ausscheidungen. Wir reflektierten die Frage was Ekel ist und wofür er gut ist. Aber die Kinder fanden auch heraus, dass Ekel vor Insekten vielleicht manchmal da ist, aber dass diese für uns und unsere Umwelt eine immens wichtige Rolle übernehmen. So konnten die Kinder zuletzt persönliche Bilder und Gedichte mit nach Hause nehmen und der neuen Naturerfahrungen auch im Kinderzimmer zuhause einen Raum geben.

Vom Samenkorn zum Keim, vom Keim zur Pflanze, von der Pflanze zur Frucht und von der Frucht zur Erde. Die Kinder konnten die Kreisläufe der Natur erkennen und lernten ihre Funktionen verstehen. Und sie begegnen dabei mit Kopf, Herz und Hand der wichtigsten Ressource unserer Welt: dem fruchtbaren Boden.

Das Kollektiv möchte weiterhin Workshops veranstalten, die für Umwelt- und Bodenschutz sensibilisieren. Sollte das Projekt den Nachhall 2020 gewinnen, wird das Preisgeld eingesetzt, um Materialien und Honorare bezahlen. So soll ein Beitrag zu einer klimagerechten Zukunft geleistet und an einer gemeinsamen Zukunft mitgeschnitzt werden.




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