Noch vor ein bis zwei Wochen war „Homeoffice“ für viele Menschen, die ihre Arbeit im Büro erledigen, ein höchst erstrebenswerter Zustand: keine zeitraubenden Fahrtwege, keine Kolleg*innen, die ständig den Workflow unterbrechen und hin und wieder sogar Zeit und Muße, um im Haushalt liegengebliebene Arbeiten ganz nebenbei zu erledigen. Aber nur wenige hatten bisher das Privileg, ganz oder zumindest anteilig von Zuhause aus arbeiten zu dürfen. Mit der Corona-Pandemie hat sich das geändert. Tausende erledigen ihre beruflichen Aufgaben mittlerweile vom heimischen Schreib- oder Küchentisch. Aber für viele ist der einst angestrebte Schaffensort alles andere als produktiv; und zwar, weil Kitas und Schulen geschlossen sind. Ein oder gar mehrere Kinder zu betreuen und gleichzeitig im Homeoffice zu arbeiten, das ist die Lebens- und Arbeitswirklichkeit vieler berufstätiger Eltern – eine Herausforderung.
Die meisten Spielplätze in der Umgebung geschlossen, für Oma sind die Enkel ein Infektionsrisiko und ein Stapel Schulaufgaben, mitgegeben am letzten Schultag, wartet auf Bearbeitung. So oder so ähnlich sind für viele Mamas und Papas die aktuellen Rahmenbedingungen. Hinzu kommt: auch wenn die Covid-19-Krise die Wirtschaft an vielen Stellen nachhaltig lähmt, so sind die beruflichen Aufgaben für viele kaum weniger geworden. Muss man sich entscheiden: adäquate Kinderbetreuung oder gewissenhafte Erledigung der Arbeit?
Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Und natürlich sind auch nicht alle Eltern in der gleichen Situation. Beispielsweise, wenn man nicht berufstätig oder in Elternzeit ist. Die Mehrheit der Erziehungsberechtigten steht aber vor der Frage, wie soll ich/wie sollen wir das schaffen?
Nach einer Woche Kinder- und Homeoffice-Jonglieren kristallisieren sich bei vielen fünf Haltepunkte heraus, die es wert sind, getestet zu werden:
Tagesstruktur schaffen
Gilt für die Erwachsenen, wie für die Kids. Wann hat Mama und wann Papa Arbeitszeit? Wie lange und zu welchen Zeiten werden die mitgegebenen Hausaufgaben erledigt? Und: welche Highlights ermöglicht man den Kindern an diesem Tag?
Unschärfen erlauben
Der Abwasch, Bad putzen oder das Aufräumen wird auf den Abend verschoben, weil tagsüber keine Zeit ist. Und dann? Die Kinder sind im Bett, die letzte Energie wird für die Beantwortung liegengebliebener Mails verwendet und die Hausarbeit wartet geduldig bis zum nächsten Morgen. Egal! Wir werden noch einige Wochen zu Hause sitzen müssen. Das heißt: auf sich achten und sich die notwenige Erholung einfach nehmen. Klappt auch, wenn Sofa oder Wohnzimmertisch voll ungebügelter Wäsche ist.
Tief in die Trickkiste greifen
Die eigenen vier Wände wirken nach spätestens drei Tagen käfigartig klein. Die Kinder scharren mit den Hufen und beginnen vor lauter Langeweile die letzten gesetzten Grenzen des geordneten Familienlebens leichtfüßig zu überspringen. Da hilft nur eins: immer neue Beschäftigung: Räuberhöhle bauen, Seifenblasen fangen, eingefrorene Dinos ausmeißeln, eine Zimmerwand zum Anmalen freigeben, Kinder schminken, altes Spielzeug aus dem Keller reaktivieren, um nur einige Standards zu nennen. Je einfallsreicher, desto weniger Lagerkoller.
Bildschirmzeit zulassen
Ob und wie lange die lieben Kleinen vor dem Fernseher oder Tablet sitzen sollten, entscheiden Eltern natürlich individuell. Klar ist, die Flimmerkiste ist generell kein geeigneter Abstellplatz für Kinder. Aber aufgrund der besonderen Situation, in der wir uns alle befinden, haben sich einige neue Angebote aufgetan, die es auszuprobieren lohnt. So bietet beispielsweise Alba Berlin eine tägliche digitale Kinder-Sportstunde in drei verschiedenen Altersklassen an. Und Kika hat sein Kinderprogramm auf einen Mix aus Informationsangeboten und Nachrichten, Wissensmagazinen und aktuell produzierten Sendungen unter dem Titel @gemeinsamzuhause umgestellt.
Positiv bleiben
Ja, die Aussichten sind nicht besonders rosig und ein baldiges Ende der Corona- bzw. Homeoffice-Zeit ist nicht absehbar. Umso mehr gilt es aber, die eigene Motivation und die der Familie hoch zu halten. Zumindest besteht auch die Möglichkeit, gestärkt und mit einer deutlich engeren Bindung an Kinder und Partner*in aus dieser Zeit hervorzugehen. Oder der eigene Ableger entdeckt durch das Homeschooling mit Mama & Papa die längst verloren geglaubte Freude an Mathe/Deutsch/Englisch wieder!?
Seien wir ehrlich: wenn nicht schon passiert, allen wird früher oder später die Decke auf den Kopf fallen und keine noch so gut gemeinten Ratschläge werden dies zu verhindern wissen. Klar ist aber auch: wir alle, mit oder ohne Kinder, müssen da jetzt durch. Und wir können uns entscheiden, auf welche Art wir das individuell und gemeinsam tun möchten.
Bleibt natürlich und gesund!
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